Interview mit unserem SV-Trainer Bernhard Graser
Ein SV Kurs erhöht das Bewusstsein für Gefahrensituationen und zeigt den Frauen, dass es auch mit einfachen Mitteln möglich ist, sich gegen einen Angreifer zur Wehr zu setzen, auch wenn dieser körperlich überlegen ist. Es ist erwiesen, dass sich Angreifer Opfer suchen, die „leichte Beute“ sind. Frauen, die in SV geschult sind, strahlen das auch durch eine aufrechtere, selbstbewusste Körperhaltung und ein aktiveres Verhalten im Konfliktfall aus.
Unsere Kurse starten mit einer Theorieeinheit, in der es um Täterprofile geht, richtiges Verhalten in Gefahrensituationen besprochen wird und Sicherheitstipps aus der Praxis gegeben werden. Da einer unserer Trainer ein aktiver Polizeibeamter ist, können wir wertvollen Input geben, der sehr praxisnah ist. In den darauffolgenden praktischen Einheiten lernen die Teilnehmerinnen die richtige Abwehrhaltung, sowie sich mit einfachen Techniken nämlich Schlägen, Befreiungen und Einsatz von Nervendruckpunkten aus einem unmittelbaren Angriff zu befreien um dann in Folge vor dem Angreifer erfolgreich flüchten zu können. Die Techniken werden in den Einheiten immer wieder geübt und in verschiedenen Situationen auch unter körperlichem und geistigem Stress geübt, damit sie tatsächlich verinnerlicht werden. Daher bieten haben wir unsere Kurse auch über 10 Wochen konzipiert, an einem einzelnen Wochenende können zwar Techniken gezeigt werden, aber um sie tatsächlich einsetzen zu können ist intensives Üben über einen längeren Zeitraum absolut notwendig!
Wenn es einem Täter nur darum geht, Wertsachen zu stehlen raten wir dazu, ihm diese zu geben. Kein Handy oder Geldbetrag rechtfertigt, dass man mit einem Angreifer in den Kampf geht, der möglicherweise sogar bewaffnet ist. Speziell z.B. Messerangriffe sind nahezu unmöglich zu blocken – kein Geldbetrag rechtfertigt eine schwere Verletzung die man bei einem Kampf davontragen kann.
Wichtig ist, einen sicheren Stand einzunehmen, die Hände zum Schutz hochzunehmen, Distanz zu wahren und mit lauter Stimme energisch den Angreifer ansprechen. Das ist extrem wichtig um dem Angreifer klar zu machen, dass man kein wehrloses Opfer ist und auch um die Leute in der Umgebung auf die Situation aufmerksam zu machen. Wir raten auch, Leute in der Umgebung direkt anzusprechen und mit lauter Stimme um Hilfe zu bitten: „Sie da drüben mit dem roten Pullover – rufen Sie die Polizei, der Mann hier belästigt mich!“ ist weit effektiver als ungezielt um Hilfe zu rufen.
Wir trainieren einfache Schlagtechniken, die der natürlichen Bewegung nahekommen und daher intuitiv funktionieren. Ein Beispiel dafür ist der Hammerschlag mit der Faust bzw. dem Unterarm. Einen korrekten Faustschlag wie im Karate zu erlernen ist eine langwierige Angelegenheit, eine Faust zu machen und mit der Unterseite der Faust wie mit einem Hammerkopf zuzuschlagen ist eine natürliche Bewegung und das Verletzungsrisiko ist minimal. Ein Beispiel für eine einfache effektive Technik ist auch der Kniestoß in den Unterleib in der nahen Distanz. Bei richtiger Anwendung entwickeln auch zarte Frauen mit diesem Schlag eine enorme Wirkung. Nicht vergessen – es genügt, sich vom Angreifer zu befreien und ihm zu entkommen – komplizierte Technikfolgen, Fixierungstechniken oder sogar Hebelungen sind in der SV nicht notwendig!
Der Kubotan ist ein Schlüsselanhänger in Form eines Stabes, der die perfekte Ergänzung zu den erlernten Techniken darstellt. Er vervielfacht sich die Wirkung von Schlägen und auch für Nervendruckpunkte ist er perfekt einsetzbar. Zusätzlich können z.B. Haustor- oder Autoschlüssel als Schlagwaffe benutzt werden. Der Kubotan ist eine erlaubte Waffe und kann aufgrund seiner Größe bequem in jeder Tasche mitgeführt werden. Wir raten eher zum Tragen eines Kubotans als zum Pfefferspray, da man mit dem Pfefferspray ähnlich wie bei einer Schusswaffe sehr gut umgehen können muss, das richtige Ziehen, Entsichern, Zielen und Sprühen muss man ausreichend üben.